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Mein Dämon

  • Autorenbild: GM
    GM
  • 2. Juli 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Meine Finger liegen nach langer, nach langer, langer Zeit wieder einmal auf den Tasten. Sie haben das Schreiben verlernt. So, wie mein Herz verlernt hat bei sich zu bleiben. Ich habe es ausgelagert. Unter Arbeit begraben. Es gebunden an jemand, der es niemals wollte.

War die letzten drei Jahre lieber heimlich verliebt denn unheimlich enttäuscht zu werden.

Und will mich nicht mehr sehen. Nicht mehr spüren. Weiß nicht mehr, wer ich bin.

Die Blaupause.

Bin ich.

Die Blaupause dessen, was ihm gefallen wollen würde. Muss. Wie kann ich meinen Kompass immer wieder so falsch kalibrieren? Damals, als ich hier anfing zu schreiben, führte mich die Nadel kaum einmal zitternd immer tiefer in mich selbst. In die Ruhe. In das, was ich wirklich bin.

War.

Bis das Leben wieder Fahrt aufnahm.


Als das Leben wieder Fahrt aufnahm begann die Nadel zu zittern. Flog die Welt um mich immer schneller an mir vorbei. 100, 180, 300. Speed. Weiße Knöchel klammern sich verkrampft in das schwarze Leder eines winzigen Sportlenkers. Ein Zucken, der Wagen schlingert in die rotweißen Straßenbegrenzungen. Ich halte die Luft wieder an. Starre. Starre nur noch auf den, den ich ausgesucht habe, weil er mir nicht gefährlich würde.

Niemals würde ich mich in so einen jungen Kerl verlieben.

Bin ja nicht abartig.

Dachte ich.

Aber ablenken würde er mich.

Dachte ich.

Bis ich vor ihm stand und die Bombe einschlug.

Seither steht nicht mehr mein Fuß auf dem Gaspedal. Seither werde ich fremd getankt.

Selbst jetzt, das er den Rennstall so eindeutig verlassen hat, drehe ich meine Runden. Eine um die andere. Gefangen in einer Schleife. Nord.

Süd.

Ost und West. Nur Schleifen. Wiederholung.

Was würde passieren, wenn ich aussteigen würde? Kann ich nicht.

Ich kann nur aus der Kurve fliegen. Und das würde wieder tun, was ich um alles meiner Seele verhindern wollte.

Es wäre schmerzhaft.

Was, wenn ich auch diesen Crash wieder überleben würde?

Ich würde in voller Schutzausrüstung auf dem heißen Teer stehen.

Mutter Seelen alleine.

Niemand, der mich von der Bahn holen würde. Nicht einmal jemand, der mich überfahren würde. Ich bin allem lebendigen davon gerast. Bin, jeder Funktion enthoben.

Darum rase ich weiter. Unbemerkt von mir selbst. Und dem nichts, das da draußen auf mich wartet. Und überfahre ihn. Ihn, den einzigen, der immer wieder mitten im Weg steht.

Überfahre ihn eins ums andere Mal.

Die Augen geschlossen, ihn nicht sehen zu müssen. Die Ohren tot vom tosenden Lärm der letzten drei Jahre.

Immer hässlicher wird seine Fratze.

Ich mache ihn kaputt.

Kaputt

Kaputter

und wieder kaputt.

Wieder die Schleife. Wieder steht er da.

Demontiert.

Demoliert.

Entmenschlicht.

Entzaubert.

Mein Dämon.


Und ich finde den Weg nicht heraus aus dem Rennzirkus.

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